21.12.2020    Text — Milo Rau    Fotos — Armin Smailovic

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Armin Smailovic

Armin widmet sich in seinen dokumentarischen Arbeiten vor allem Gesellschaften in Krisen- und Kriegsgebieten und deren politischen Folgen. Seine Projekte und Aufträge/Reportagen tragen eine eigene fotografische Handschrift und werden in renommierten Magazinen wie SZ Magazin, Zeit Magazin, Der Spiegel und auch in größer angelegten Serien/Büchern für Institutionen wie die UN veröffentlicht.”

The Revolt of Dignity and The New Gospel

Directed by Milo Rau

Dokumentation

Regisseur Milo Rau setzt bei seinen Inszenierungen auf Focus-Fotografie. Hier erklärt er, warum.

Nur ganz wenige Fotograf*innen, nein, eigentlich nur einen, habe ich ganz bewusst zu meinen Projekten eingeladen: Armin Smailovic. Er war in Mossul bei unserer Orestie-Produktion dabei, er war im Amazonas für unsere Antigone und er war auch in Salzburg für Everywoman.

Vor allem aber war er, über viele Wochen, beim Dreh dabei zum Neuen Evangelium, unserem Jesusfilm. Mit Armin arbeiten heißt mit Armin leben, was an sich sehr schön ist – für alle Beteiligten. Ähnlich wie ich arbeitet er aus einer Art Empathie und Freundschaft, aus dem Standpunkt der gemeinsamen Unternehmung heraus. Er verleiht denen, die er fotografiert Würde, Handlungsmacht, Subjektivität,durch seine Bilder fast eine Art Geschichtlichkeit.

„Armin ist eine Art alter Meister, ganz passend für einen Jesusfilm: Sein Blick ist zugleich unsichtbar und intim, pathetisch und kühl, voller Humor und doch oft traurig.“  — Milo Rau

Armin ist eine Art alter Meister, ganz passend für einen Jesusfilm: Sein Blick ist zugleich unsichtbar und intim, pathetisch und kühl, voller Humor und doch oft traurig. Ja, fast: in Trauer. In Trauer um das, was mit uns geschieht in dieser Welt – oder durch uns mit dieser Welt. Zugleich wirken seine Bilder in der ganzen Melancholie, die er nunmal schätzt, engagiert, auf Schönheit aus, als wolle er (wie Jesus) auch dem Letzten unter uns Gerechtigkeit widerfahren lassen. Oder den ersten, sichtbarsten unter uns, was manchmal noch schwieriger ist: Die berühmte Schauspielerin, der Bürgermeister, sie alle wirken auf seinen Bildern nicht anders wie die Aktivist*innen aus den Lagern, die einfachen Materaner Polizist*innen oder Tourist*innen – alles sind sie Menschen, die jenem seltsamen Ritual des Theaters nachgehen, die zugleich sich selbst und jemand anders sind, etwas sind und etwas spielen. Um diese Gleichzeitigkeit geht es bei der sogenannten Theaterfotografie.

Jedes Porträt von Armin ist eine Hommage an den Augenblick und das, was genau dann und dort geschah und durch den Stillhalteknopf der Kamera irgendwie ewig scheint. Symbolisch, unvergesslich, notwendig.

 Eines meiner Lieblingsbilder von Armin Smailovic bringt all dies auf einen Nenner: Es ist der Moment vor dem wortwörtlich letzten „Cut!“ des Passions-Drehs. Das Team steht konzentriert, genauso gebannt wie erschöpft um das Kreuz, an dem Yvan Sagnet gerade den Tod Jesu‘ gespielt hat. Es ist ein perfekt komponiertes Bild, biblisch, und doch zeigt es die ganze Realität des Drehs. Ein schönes und zufälliges Bild, und gerade durch seine Momenthaftigkeit ist es ein Bild der Solidarität.

The Revolt of Dignity and The New Gospel

Directed by Milo Rau

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