Gemeinsam mit Malte Sängers Serie "Daemon" wird im Rahmen des EMOPs Julia Steinigewegs Arbeit "Ein verwirrendes Potential" in der Fotogalerie Friedrichshain ausgestellt.
Was benötigt ein Mensch, um Liebe zu empfinden? Sicherlich würden die meisten von uns denken, dass es ein Gegenüber geben muss, auf das man seine Gefühle projizieren kann. Es geht um ein Miteinander an dem man arbeiten und durch das man zusammen wachsen kann. Ist dabei ein Austausch von Gefühlen notwendig oder fühlt und liebt letztendlich jeder für sich allein und damit losgelöst voneinander? Welche Bedeutung hat das Gegenüber dann für unsere empfundene Liebe?
In der Arbeit Ein verwirrendes Potenzial wird die Beziehung zwischen Menschen und Puppen thematisiert. Das Gegenüber besitzt keine eigene Psyche und beunruhigt gleichzeitig umso stärker mit seiner physischen Präsenz, die von Herstellern und Kunsthandwerkern in allen erdenklichen Formen und Farben gestaltet wird. Während beim Verkäufer die täuschende Realitätsnähe oder die sexuelle Attraktivität der Puppen im Mittelpunkt stehen, suchen die hier abgebildeten Paare nach einer von Angst und Kontrollverlust befreiten, ruhigen Beziehung.
Betrachtet man das Phänomen Puppe genauer, erkennt man, bei allem technischen Fortschritt innerhalb der Puppenhistorie, dass eine Puppe schließlich nicht mehr ist, als eine leblose Konstruktion. Wenn man es nüchtern betrachtet, kann diese Schlußfolgerung akzeptiert werden. Jedoch birgt das Thema Puppe ein großes Potenzial an gedanklichen Auseinandersetzungen, denn durch die menschenähnliche Gestalt verweist dieses Objekt sowohl auf denjenigen, der es herstellt oder benutzt, als auch auf uns, den Betrachter.
Die Frage danach, ob eine anthropomorphe Figur, unter Berücksichtigung verschiedener psychologischer Mechanismen, einen lebenden Menschen in zwischenmenschlichen Beziehungen ersetzen kann und inwieweit dieser Ersatz in der heutigen Gesellschaft akzeptiert wird, hat mich als Fotografin interessiert und auf eine Reise in die Welt der Puppenliebhaber, Hersteller und Sammler geschickt.
Geöffnet ist die die Ausstellung vom 04. März bis 21. April 2023.