COALSCAPES
Unsere Fotografen Florian Manz, Julius Schrank und Lucas Wahl haben die deutschen Braunkohlereviere mit einer 360°-Kamera Drohne gefilmt und in einem ausgezeichneten Webspecial dokumentiert. Eine visuelle Reise, an deren Ende man in einem 360° Video wie ein Vogel durch einen Tagebau fliegt.
von Julius Schrank, Lucas Wahl und Florian Manz
16.09.2020
Braunkohle ist einer der wichtigsten Energieträger Deutschlands. Aktuell werden rund 25 Prozent des deutschen Energiehaushalts aus der Verstromung dieses fossilen Brennstoffes gewonnen. Somit ist die Bundesrepublik Weltmeister bei der Förderung von Braunkohle: 2018 wurden 166 Millionen Tonnen gefördert. Zum Vergleich: China förderte im selben Jahr rund 145 Millionen Tonnen. Braunkohleverstromung ist ein Klimakiller. Von allen fossilen Brennstoffen hat sie die schlechteste Klimabilanz. Allein die Braunkohlekraftwerke stoßen in Deutschland dreimal so viel CO2 aus wie der gesamte Verkehrssektor.
”Die Klimakrise ist für uns das wichtigste Thema überhaupt. Sie wird unser aller Leben, vor allem das der Jüngeren, in einem unvorstellbaren Maße beeinflussen. Und die Kohleverstromung trägt einen bedeutenden Teil dazu bei. Gleichzeitig ist es ein Thema, das sich für Drohnenfotografie anbietet. Viele Gebiete sind nur schwer zugänglich. Aus der Luft ergaben sich oft überraschende Motive.”
Lucas Wahl, Fotograf
Der Streit über den Abbau der klimaschädlichen Braunkohle ist in den letzten Jahren zu einem dominierenden Thema in den Medien geworden. Bewegungen wie „Fridays for Future“, „Ende Gelände“ oder „Extinction Rebellion“ haben der Debatte zusätzlichen Auftrieb gegeben. Der Hambacher Forst ist mittlerweile in allen Teilen der Republik zu einem Begriff geworden. Aktuell werden rund 25 Prozent des deutschen Energiehaushalts aus der Verstromung fossiler Brennstoffe gewonnen. Die größten Bagger der Welt verwandeln die Tagebauregionen im Rheinland, in Mitteldeutschland und in der ostdeutschen Lausitz in mondähnliche Landschaften. Wo sie sich ihren Weg durch die Landschaft fressen, müssen Mensch und Natur weichen. Florian Manz, Julius Schrank und Lucas Wahl haben das rheinische Braunkohlerevier mit einer 360-Grad-Kamera gefilmt. Vorbei geht es an riesigen Baggerschaufeln, Förderbändern sowie zerklüfteten Landschaften zu einem Baumhausdorf der Waldbesetzer*innen im Hambacher Forst und zum Kraftwerk Neurath.
Rheinisches
Revier
Das Rheinische Braunkohlerevier bei Köln im Westen der Republik ist Deutschlands größtes Abbaugebiet. Die RWE POWER AG betreibt hier drei aktive Tagebaue: Inden, Garzweiler und Hambach, die größten Bagger der Welt fördern im Rheinland jährlich rund 90 Millionen Tonnen Braunkohle. Das Rheinische Revier stand in den vergangenen Jahren durch die Proteste rund um den Hambacher Forst im Fokus der Berichterstattung.
”Die Arbeit besteht aus zwei Teilen: Einerseits die Fotoarbeit und andererseits das 360° Video. Die Herangehensweise ist dabei sehr unterschiedlich. Für die Fotoarbeit waren wir wochenlang in den drei deutschen Braunkohlerevieren unterwegs. Wir haben uns die Gegenden vorher bei Google Earth angeschaut und interessante Stellen markiert. Diese sind wir dann angefahren. Oftmals hatte sich allerdings die Landschaft seit der Satellitenaufnahme so sehr verändert, dass wir das Foto, auf das wir gehofft hatten, gar nicht umsetzen konnten. Manchmal war es genauso wie erhofft.”
Lucas Wahl, Fotograf
Mitteldeutsches
Revier
Das Mitteldeutsche Braunkohlerevier ist das kleinste Abbaugebiet Deutschlands. Die drei aktiven Tagebaue Amsdorf, Schleenhain und Profen fördern jährlich rund 20 Millionen Tonnen Kohle. Die noch zu renaturierenden Flächen sind riesig. Das Revier ist heute eines der größten Sanierungsgebiete Europas. Seit beginn der Kohleförderung verloren hier über 50.000 Menschen durch Zwangsenteignungen und Umsiedlungen ihre Heimat.
”Wie schon beschrieben, haben wir uns erstmal mit Satellitenbildern einen Überblick verschafft. Wir uns haben Stellen gesucht, die wir aus verschiedenen Aspekten interessant fanden. Vor Ort sind wir diese dann angeflogen und haben uns dort umgesehen. Es war immer eine Überraschung. Manche Orte hatten sich in nur wenigen Jahren extrem verändert. Manche kein bisschen. Oft haben wir erstmal mit einer kleinen Drohne geschaut, welches das beste Motiv sein könnte. Danach sind wir dann mit der großen Drohne gestartet. Da die große Drohne von Pilot und Kamera geflogen wird, war es von Vorteil, dass wir alle drei zusammen unterwegs waren. Zwei fliegen, einer macht Assi und Tourplanung. Aus der Luft sieht man vieles, was vom Boden aus nicht oder nur schlecht zu sehen ist. Die heftigen Eingriffe in die Natur sehen aus der Luft manchmal aus wie Kunst ... und haben uns oft erstaunt."
Florain Manz, Fotograf
”Bei der 360° Videoarbeit waren wir für den WDR im Tagebau Garzweiler. Da die Kamera mit Gimbal ziemlich schwer ist ,mussten wir dafür eigens eine sehr große Drohne anschaffen. Das war, vor allem was die Technik angeht, sehr herausfordernd. Vor allem, weil in den Tagebauen überall feiner Kohlenstaub rumfliegt, der in jede Ritze des Equipments eindringt. Und nachdem wir die Aufnahmen gemacht hatten, fing die äußerst Aufwendige und rechenintensive Postproduktion an. Wir haben mehrere Wochen daran gearbeitet.”
Lucas Wahl, Fotograf
Lausitzer
Revier
Das Lausitzer Braunkohlerevier bei Cottbus besteht aus vier aktiven Tagebauen die zum Großteil von der Firma LEAG betrieben werden: Welzow-Süd, Jänschwalde, Nochten und Reichwalde. Bereits seit dem 18. Jahrhundert wird hier nach Braunkohle gegraben. Insgesamt werden in der Lausitz jährlich rund 60 Millionen Tonnen Kohle gefördert. Über 80 Orte und Gemeinden wurden umgesiedelt, und tausende Menschen verloren ihre Heimat. Seit dem Ende der DDR wurden gigantische Nachnutzungsprojekte gestartet. Doch gibt es vielerorts Probleme mit dem Wasserhaushalt und es kommt immer wieder zu Erdrutschungen.
”Wir haben uns ein Thema gesucht und dann geschaut, mit welcher Technik wir dieses Projekt am Besten umsetzen könnten. Um das umsetzen zu können, mussten wir einiges an Zeit und Geld investieren. Es war definitiv eine Herausforderung, uns in diverse Fachbereiche einzuarbeiten. Um überhaupt diese High-End-360°-Kamera an die Drohne zu bekommen und um dann auch noch damit zu fliegen, mussten wir teilweise den Lötkolben in die Hand nehmen, tagelang am Rechner sitzen und immer und immer wieder neue Versuche unternehmen, bis es geklappt hat. Die Reaktionen der Menschen beim betrachten mit der VR Brille hat uns gezeigt, dass wir alles richtig gemacht haben und mit dieser Technik auch noch weitere Projekte umsetzen werden. Viele Besucher der Ausstellung haben sich das 360°-Video mehrfach angesehen und danach ihre Begleitungen dazu ”gezwungen”, auch die Brille aufzusetzen und es selbst zu erleben.”
Florian Manz, Fotograf
Explorative Erlebnisse
mit 360° Video
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