THE DISTANCE
WITHIN

Serie - Freies Projekt

Vaginismus ist eine sexuelle Funktionsstörung, die durch eine unkontrollierte Verkrampfung der Beckenbodenmuskulatur verursacht wird.
Vaginismus ist eine sexuelle Funktionsstörung, die durch eine unkontrollierte Verkrampfung der Beckenbodenmuskulatur verursacht wird.

Schmerzen beim penetrativen Geschlechtsverkehr sind ein Thema, über das nur selten offen gesprochen wird. Dass weltweit Millionen von Menschen unter Vaginismus leiden - einer schmerzhaften Diagnose, die nicht nur das körperliche, sondern auch das seelische Wohlbefinden verheerend beeinträchtigen kann - bleibt in unserer Gesellschaft oft verborgen, die Dunkelziffer ist hoch. Die Betroffenen sehen sich mit einem komplexen Geflecht aus Scham, Angst und Selbstzweifeln konfrontiert, während sie versuchen, die Barrieren zu überwinden, die ihre eigene Existenz zu errichten scheint. Es ist wie ein Teufelskreis aus Schmerz, Angst und negativen Erwartungen. Für viele, die mit Vaginismus leben, bedeutet dies ein Leben im Schatten - isoliert, missverstanden und oft ohne angemessene Unterstützung.

2023-2024, ausgestellt in der Galerie23, April 2024

Bufferringe sind flexible Ringe, die beim penetrativen Geschlechtsverkehr Schutz und Kontrolle bieten. Mit ihnen kann man die Tiefe des Eindringens selbst bestimmen und ein schmerzfreies sexuelles Erlebnis haben.
Bufferringe sind flexible Ringe, die beim penetrativen Geschlechtsverkehr Schutz und Kontrolle bieten. Mit ihnen kann man die Tiefe des Eindringens selbst bestimmen und ein schmerzfreies sexuelles Erlebnis haben.
Sophie leidet an einer sehr leichten Form von Vaginismus; sie hatte schon immer starke Menstruationsbeschwerden, die während der Monatsblutung zu Verkrampfungen der Beckenbodenmuskulatur führten, doch seit der Geburt ihrer Tochter leidet sie auch unter Verkrampfungen beim Geschlechtsverkehr. Obwohl das Eindringen in die Vagina möglich ist, hat Sophie oft Schmerzen.
Sophie leidet an einer sehr leichten Form von Vaginismus; sie hatte schon immer starke Menstruationsbeschwerden, die während der Monatsblutung zu Verkrampfungen der Beckenbodenmuskulatur führten, doch seit der Geburt ihrer Tochter leidet sie auch unter Verkrampfungen beim Geschlechtsverkehr. Obwohl das Eindringen in die Vagina möglich ist, hat Sophie oft Schmerzen.

Sophie: „Es ist nervig, es tut weh, aber weil ich den Luxus habe, dass Magnesium mir ein bisschen mit den Krämpfen hilft, beeinträchtigt es mein Leben nicht wirklich. Ich kann immer noch Sex haben, während ich weiß, dass viele Frauen keinen penetrierenden Sex haben können. Für mich fühlt es sich eher wie ein bitterer Nachgeschmack an. Ich habe jedoch bemerkt, dass ich bewusst nicht zu tief in die Thematik eindringe, weshalb wir auch weniger Sex haben.“

Damals hat Anni ihre Schmerzen als einen normalen Teil des Geschlechtsverkehrs abgetan, erst später erkannte sie, dass es Vaginismus war. Machtmanipulation durch Männer in ihrem Umfeld sowie traumatische Erfahrungen von Missbrauch und Vergewaltigung hatten ihren Vaginismus verstärkt und sie psychisch stark belastet. Anni fühlte sich manipuliert, unsicher und unfähig, sich selbst zu schützen. Die ersten Symptome traten im Alter von 14 Jahren auf, als sie gegen ihren Willen Geschlechtsverkehr mit ihrem damaligen Freund hatte. Die Symptome waren sofort spürbar: Enge, Schmerzen, Brennen und Blutungen. Es fühlte sich an, als würde alles aufreißen.
Damals hat Anni ihre Schmerzen als einen normalen Teil des Geschlechtsverkehrs abgetan, erst später erkannte sie, dass es Vaginismus war. Machtmanipulation durch Männer in ihrem Umfeld sowie traumatische Erfahrungen von Missbrauch und Vergewaltigung hatten ihren Vaginismus verstärkt und sie psychisch stark belastet. Anni fühlte sich manipuliert, unsicher und unfähig, sich selbst zu schützen. Die ersten Symptome traten im Alter von 14 Jahren auf, als sie gegen ihren Willen Geschlechtsverkehr mit ihrem damaligen Freund hatte. Die Symptome waren sofort spürbar: Enge, Schmerzen, Brennen und Blutungen. Es fühlte sich an, als würde alles aufreißen.
Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht alle Personen die gleichen sexuellen Erfahrungen suchen und dass es viele erfüllende Möglichkeiten gibt, Lust und Intimität ohne vaginale Penetration zu erleben.
Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht alle Personen die gleichen sexuellen Erfahrungen suchen und dass es viele erfüllende Möglichkeiten gibt, Lust und Intimität ohne vaginale Penetration zu erleben.
Die Vagina ist von Natur aus dehnbar, aber die Enge im unteren Drittel wird oft durch die Spannung des Beckenbodens verursacht. Dies ist eine Schutzreaktion, ähnlich dem Schließen der Augenlider bei einem Fremdkörper.
Die Vagina ist von Natur aus dehnbar, aber die Enge im unteren Drittel wird oft durch die Spannung des Beckenbodens verursacht. Dies ist eine Schutzreaktion, ähnlich dem Schließen der Augenlider bei einem Fremdkörper.

Anni: „Seit ich keinen Vaginismus mehr habe, bin ich viel selbstbewusster und meine Libido ist wieder da. Ich weiß jetzt, dass Sex und Intimität Spaß machen können. Ich habe endlich erlebt, dass es auch anders geht und weißt jetzt, was ich nicht mehr will. Früher fühlte ich mich immer sehr klein, besonders wenn es intim wurde. Ich wurde unsicher und mochte mich ehrlich gesagt auch nie im Spiegel ansehen. Ich dachte, meine Vulva funktioniere nicht richtig und sei krank oder kaputt. Erst mit Ende 20 habe ich gelernt, dass dem nicht so ist. Es ist schade, wie viel Zeit ich verschwendet habe, weil ich nicht wusste, wie es besser geht. Mir wurde sehr viel Lebensqualität geraubt.“

Amelié, Name geändert, leidet an sekundärem Vaginismus. Auslöser war die panische Angst, schwanger zu werden. Vor vier Jahren hatte Amelié einen Schwangerschaftsabbruch, danach entwickelte ihr Körper eine Art Schutzmechanismus, den Vaginismus, um den eigenen Körper vor ihren Ängsten und einem erneuten Trauma zu schützen. Kopf und Körper sprechen seitdem zwei verschiedene Sprachen.
Amelié, Name geändert, leidet an sekundärem Vaginismus. Auslöser war die panische Angst, schwanger zu werden. Vor vier Jahren hatte Amelié einen Schwangerschaftsabbruch, danach entwickelte ihr Körper eine Art Schutzmechanismus, den Vaginismus, um den eigenen Körper vor ihren Ängsten und einem erneuten Trauma zu schützen. Kopf und Körper sprechen seitdem zwei verschiedene Sprachen.

Amelié: „Es herrschte eine gewisse Taubheit in mir, meine Depression ist wieder stärker geworden, ich war sehr lange verzweifelt und habe mich zurückgezogen. Das Thema Sex ist auf einmal sehr schwierig geworden, früher hatte ich keine Probleme über das Thema zu reden, heute werde ich oft sehr traurig, wenn ich vom Sexleben anderer höre. Ich vermisse dann meistens mein altes Sexleben, unbeschwert und ohne Schmerzen, pure Lust und ohne Angst. Ich vermisse den uneingeschränkten Sex, ich vermisse Selbstbefriedigung, ich kann eher mit jemand anderes was sexuelles erleben als mit mir selbst. Ich habe eigentlich die Beziehung zu meiner Vulva komplett verloren dadurch. Ich glaube, das war eines der schwersten emotionalen Herausforderungen, all das anzunehmen, dass dies nun meine Realität ist, dass mein Körper nicht mehr wie früher funktioniert und dass es okay ist, dass das meine Realität ist.“

Erfahrungsbericht einer Betroffenen.
Erfahrungsbericht einer Betroffenen.
Als Pia 12 Jahre alt war, bemerkte sie bei ihrer ersten Menstruation, dass sie keine Tampons benutzen konnte. Damals dachte sie sich nichts dabei, heute weiß sie, dass sie unter primärem Vaginismus leidet. Sie vermutet, dass ihr Aufwachsen in einem sehr religiösen, christlichen Umfeld, in dem alles um Sexualität tabuisiert wurde, der Auslöser war.
Als Pia 12 Jahre alt war, bemerkte sie bei ihrer ersten Menstruation, dass sie keine Tampons benutzen konnte. Damals dachte sie sich nichts dabei, heute weiß sie, dass sie unter primärem Vaginismus leidet. Sie vermutet, dass ihr Aufwachsen in einem sehr religiösen, christlichen Umfeld, in dem alles um Sexualität tabuisiert wurde, der Auslöser war.
Dilatatoren können bei der Behandlung von Vaginismus helfen. Sie entspannen und desensibilisieren die Beckenbodenmuskulatur.
Dilatatoren können bei der Behandlung von Vaginismus helfen. Sie entspannen und desensibilisieren die Beckenbodenmuskulatur.
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sind weit verbreitet, jedoch werden sie oft aus Scham verschwiegen. Fast jede fünfte Person leidet darunter, aber nur etwa jede dritte spricht von sich aus mit Ärzt*innen darüber.
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sind weit verbreitet, jedoch werden sie oft aus Scham verschwiegen. Fast jede fünfte Person leidet darunter, aber nur etwa jede dritte spricht von sich aus mit Ärzt*innen darüber.

Pia: „Früher habe ich den Leuten immer gesagt ‚ich kann keinen Sex haben‘ und jetzt denke ich ‚ich kann voll‘.Das ist einfach eine Ergänzung, die jetzt fehlt. Aber das ist für mich auch in Ordnung. Das war emotional ein langer Prozess für mich von mein Körper funktioniert nicht, zu es ist einfach eine Eigenschaft von meinem Körper jetzt und ich kann damit arbeiten wie ich will und ich hab das Gefühl das es für mich in Ordnung ist wenn es für immer so ist, ich hab aber auch das Gefühl wenn ich will, ich weiß jetzt wo ich ansetzen kann um den Vaginismus zu lösen.“

Weitere Portfolios

Kate Kuklinski arbeitet in den Bereichen Porträt, Reportage und Fine Art. In ihren persönlichen Werken befasst sie sich mit Weiblichkeit, Identität und Schönheitsidealen und bricht bewusst mit dem „male gaze“. Sie verbindet Kunst und Aktivismus, gibt den Übersehenen eine Stimme und schafft Räume für gesellschaftliche Reflexion. Vermeintliche Unvollkommenheiten, die nicht den Schönheitsidealen entsprechen, werden bei ihr nicht per Beauty-Retusche unsichtbar gemacht, sondern im Gegenteil wertschätzend als etwas natürliches und identitätsstiftendes hervorgehoben. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch Tiefe und Sensibilität aus, immer aus der Perspektive des „female gaze“.

 

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