THE DISTANCE
WITHIN
Serie - Freies Projekt
Schmerzen beim penetrativen Geschlechtsverkehr sind ein Thema, über das nur selten offen gesprochen wird. Dass weltweit Millionen von Menschen unter Vaginismus leiden - einer schmerzhaften Diagnose, die nicht nur das körperliche, sondern auch das seelische Wohlbefinden verheerend beeinträchtigen kann - bleibt in unserer Gesellschaft oft verborgen, die Dunkelziffer ist hoch. Die Betroffenen sehen sich mit einem komplexen Geflecht aus Scham, Angst und Selbstzweifeln konfrontiert, während sie versuchen, die Barrieren zu überwinden, die ihre eigene Existenz zu errichten scheint. Es ist wie ein Teufelskreis aus Schmerz, Angst und negativen Erwartungen. Für viele, die mit Vaginismus leben, bedeutet dies ein Leben im Schatten - isoliert, missverstanden und oft ohne angemessene Unterstützung.
2023-2024, ausgestellt in der Galerie23, April 2024
Sophie: „Es ist nervig, es tut weh, aber weil ich den Luxus habe, dass Magnesium mir ein bisschen mit den Krämpfen hilft, beeinträchtigt es mein Leben nicht wirklich. Ich kann immer noch Sex haben, während ich weiß, dass viele Frauen keinen penetrierenden Sex haben können. Für mich fühlt es sich eher wie ein bitterer Nachgeschmack an. Ich habe jedoch bemerkt, dass ich bewusst nicht zu tief in die Thematik eindringe, weshalb wir auch weniger Sex haben.“
Anni: „Seit ich keinen Vaginismus mehr habe, bin ich viel selbstbewusster und meine Libido ist wieder da. Ich weiß jetzt, dass Sex und Intimität Spaß machen können. Ich habe endlich erlebt, dass es auch anders geht und weißt jetzt, was ich nicht mehr will. Früher fühlte ich mich immer sehr klein, besonders wenn es intim wurde. Ich wurde unsicher und mochte mich ehrlich gesagt auch nie im Spiegel ansehen. Ich dachte, meine Vulva funktioniere nicht richtig und sei krank oder kaputt. Erst mit Ende 20 habe ich gelernt, dass dem nicht so ist. Es ist schade, wie viel Zeit ich verschwendet habe, weil ich nicht wusste, wie es besser geht. Mir wurde sehr viel Lebensqualität geraubt.“
Amelié: „Es herrschte eine gewisse Taubheit in mir, meine Depression ist wieder stärker geworden, ich war sehr lange verzweifelt und habe mich zurückgezogen. Das Thema Sex ist auf einmal sehr schwierig geworden, früher hatte ich keine Probleme über das Thema zu reden, heute werde ich oft sehr traurig, wenn ich vom Sexleben anderer höre. Ich vermisse dann meistens mein altes Sexleben, unbeschwert und ohne Schmerzen, pure Lust und ohne Angst. Ich vermisse den uneingeschränkten Sex, ich vermisse Selbstbefriedigung, ich kann eher mit jemand anderes was sexuelles erleben als mit mir selbst. Ich habe eigentlich die Beziehung zu meiner Vulva komplett verloren dadurch. Ich glaube, das war eines der schwersten emotionalen Herausforderungen, all das anzunehmen, dass dies nun meine Realität ist, dass mein Körper nicht mehr wie früher funktioniert und dass es okay ist, dass das meine Realität ist.“
Pia: „Früher habe ich den Leuten immer gesagt ‚ich kann keinen Sex haben‘ und jetzt denke ich ‚ich kann voll‘.Das ist einfach eine Ergänzung, die jetzt fehlt. Aber das ist für mich auch in Ordnung. Das war emotional ein langer Prozess für mich von mein Körper funktioniert nicht, zu es ist einfach eine Eigenschaft von meinem Körper jetzt und ich kann damit arbeiten wie ich will und ich hab das Gefühl das es für mich in Ordnung ist wenn es für immer so ist, ich hab aber auch das Gefühl wenn ich will, ich weiß jetzt wo ich ansetzen kann um den Vaginismus zu lösen.“
Kate Kuklinski arbeitet in den Bereichen Porträt, Reportage und Fine Art. In ihren persönlichen Werken befasst sie sich mit Weiblichkeit, Identität und Schönheitsidealen und bricht bewusst mit dem „male gaze“. Sie verbindet Kunst und Aktivismus, gibt den Übersehenen eine Stimme und schafft Räume für gesellschaftliche Reflexion. Vermeintliche Unvollkommenheiten, die nicht den Schönheitsidealen entsprechen, werden bei ihr nicht per Beauty-Retusche unsichtbar gemacht, sondern im Gegenteil wertschätzend als etwas natürliches und identitätsstiftendes hervorgehoben. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch Tiefe und Sensibilität aus, immer aus der Perspektive des „female gaze“.
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