MIT GESICHT
ODER OHNE?
Editorial / Buch
”Mit Gesicht oder ohne ?” — An welchem Punkt hat man sein eigenes Leben so sehr verloren, daß die Einweisung in eine Psychiatrie der einzig denkbare Weg ist ? Wie weit bin ich selbst davon entfernt ?
Ich habe viel Zeit mit Patienten, Pflegern und Therapeuten verbracht. Bisher begegnete ich Menschen, die sich nicht sehr von mir unterscheiden. Menschen mit dem gleichen Musikgeschmack, dem gleichen Leistungs- und Erfolgsdruck und den gleichen Ängsten. Menschen, deren Leben an einem bestimmten Punkt aus der Balance geraten ist. Drogenmißbrauch oder auch nur Pech – Überforderung im Beruf – Liebeskummer, meist kommt mehreres zusammen. Wie gehen Menschen mit dieser Situation um ? Wohin werfen sie ihre Rettungsanker ? An welchen Aufgaben sind sie im Alltag gescheitert ? Welche neuen Aufgaben suchen sie sich ? Von Beginn an habe ich Briefe und E-Mails gesammelt. Texte, die Patienten von Ämtern, Freunden, Bekannten bekommen oder selbst versendet haben. Eine Patientin schrieb mir dazu: „Ich glaub nicht, dass man so ein Schreiben erfinden kann, in dem das ganze Herz/Seelen-Blut eines verzweifelten Menschen drin steckt. Nicht mal ich selber könnte so einen Brief nachschreiben. Eine Darstellung in der Art kann nützlich sein, um Gesunden ein Bild davon zu geben, wie es ist, wenn man gottverlassen in und von der Bürokratie zerfressen wird.“
Michael studierte Fotografie an der FH Dortmund. Seine Diplomarbeit "Mit Gesicht oder ohne?" wurde mit dem Audi Art Award Neue Fotografie ausgezeichnet und stand auf der Photobook Dummy Award Shortlist. Er fotografiert gesellschaftliche Themen, arbeitet für Magazine und Unternehmen und lebt in Düsseldorf und Heidelberg.
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