MIT GESICHT
ODER
OHNE?

Editorial / Buch

Im Park

”Mit Gesicht oder ohne ?” — An welchem Punkt hat man sein eigenes Leben so sehr verloren, daß die Einweisung in eine Psychiatrie der einzig denkbare Weg ist ? Wie weit bin ich selbst davon entfernt ? 

Ich habe viel Zeit mit Patienten, Pflegern und Therapeuten verbracht. Bisher begegnete ich Menschen, die sich nicht sehr von mir unterscheiden. Menschen mit dem gleichen Musikgeschmack, dem gleichen Leistungs- und Erfolgsdruck und den gleichen Ängsten. Menschen, deren Leben an einem bestimmten Punkt aus der Balance geraten ist. Drogenmißbrauch oder auch nur Pech – Überforderung im Beruf – Liebeskummer, meist kommt mehreres zusammen. Wie gehen Menschen mit dieser Situation um ? Wohin werfen sie ihre Rettungsanker ? An welchen Aufgaben sind sie im Alltag gescheitert ? Welche neuen Aufgaben suchen sie sich ? Von Beginn an habe ich Briefe und E-Mails gesammelt. Texte, die Patienten von Ämtern, Freunden, Bekannten bekommen oder selbst versendet haben. Eine Patientin schrieb mir dazu: „Ich glaub nicht, dass man so ein Schreiben erfinden kann, in dem das ganze Herz/Seelen-Blut eines verzweifelten Menschen drin steckt. Nicht mal ich selber könnte so einen Brief nachschreiben. Eine Darstellung in der Art kann nützlich sein, um Gesunden ein Bild davon zu geben, wie es ist, wenn man gottverlassen in und von der Bürokratie zerfressen wird.“ 

Mit Gesicht oder ohne ? / Buch, 120 Seiten, 2012

Arthur
Arthur, Warstein, 2011
Jan
Wie geht`s dir? Geht so. Psychotisch halt. Darf ich ein Foto von dir machen? Ja, ist mir egal. Mit Gesicht oder ohne? Mich kennt eh keiner.
Was man ist und was man nicht ist
Ich wusste selber nicht, was gehört zu meiner Krankheit, was bin ich selbst? Ich hatte vier Jahre lang Medikamente genommen, auch Beruhigungsmedikamente, Schlafmedikamente, Stimmungsstabilistatoren, Antidepressiva, das war die ganze Palette durch. Die machen dich so mürbe im Kopf, dass man gar nicht mehr weiß, was man ist und was man nicht ist.
Georg
Kannst du mir einen Abzug von dem Foto mitbringen, ich würde es gerne meiner Familie in Polen zeigen. Die glauben mir nämlich nicht, dass ich hier arbeite. Kommst du mich mal besuchen im Haus Silberstreif? Dann zeige ich dir Fotos von früher.
Klinik
Klinik, Warstein, 2011
Notiz für eine E-Mail
Notiz für eine E-Mail an den Vorgesetzten.
Brief ans Amt
Brief ans Amt
Raucherraum
Raucherraum, Warstein, 2011
Bernd
Bernd, Wohngruppe 9
Parkgruppe
Brief
Brief aus der Zeit einer postpsychotischen Depression.
Wohngruppe 9
Wohngruppe 9, Warstein
Selbstportait
An welchem Punkt hat man sein eigenes Leben so sehr verloren, dass die Einweisung in eine Psychiatrie der einzig denkbare Weg ist? Wie weit bin ich selbst davon entfernt?
Snoezelen Zentrum
Snoezelen Zentrum, Warstein, 2011

Weitere Portfolios

Michael_Englert_Q

Michael Englert

Düsseldorf / Heidelberg

Michael studierte Fotografie an der FH Dortmund. Seine Diplomarbeit "Mit Gesicht oder ohne?" wurde mit dem Audi Art Award Neue Fotografie ausgezeichnet und stand auf der Photobook Dummy Award Shortlist. Er fotografiert gesellschaftliche Themen, arbeitet für Magazine und Unternehmen und lebt in Düsseldorf und Heidelberg.

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