Ein Bild & seine Geschichte

EIN BILD UND
SEINE GESCHICHTE

Im Magazin Photonews erzählen Focus-Fotograf*innen die Geschichte zu einem ihrer Fotos. Wir danken der Photonews Redaktion herzlich für die Möglichkeit, die Stories Online zu publizieren.

Folge 5

„Der Mörder seines Bruders“
Von Jonas Wresch.

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Carlos Yatacué (Mitte) war der Anführer der Einheit und hatte die tödlichen Schüsse abgegeben. Diese Foto entstand 2018, zu Beginn ihrer Resozialisierung. Für den Stern begleitete Jonas Wresch diesen Prozess vier Jahre lang. © Jonas Wresch / Agentur Focus

Mich hatte 2008 die Liebe nach Kolumbien gebracht, ein Land, das heute meine zweite Heimat ist. Zu Beginn arbeitete ich an Geschichten über die soziale Ungleichheit in der Hauptstadt Bogotá. Den Krieg in den weit entfernten Regionen kannte ich nur aus den Nachrichten. 2013 besuchte ich dann zum ersten Mal das Dorf Toribío im Südwesten Kolumbiens. Während des 52 Jahre langen Bürgerkriegs zwischen dem kolumbianischen Staat und der Guerillaorganisation FARC (1964 bis 2016) war Toribío der am heftigsten umkämpfte Ort in Kolumbien. Ich ging dorthin, weil ich verstehen wollte, wie Menschen ihren Alltag in einem Kriegsgebiet gestalten. Der Besuch war der Anfang eines Langzeitprojekts, an dem ich inzwischen fast zehn Jahre arbeite.

Ich begann Landwirte, Aktivisten, Schüler und Cocabauern zu fotografieren, begleitet wurde ich dabei von Mitgliedern der „Guardia Indígena“, einer unbewaffneten Bürgerwehr, der tausende Männer, Frauen und sogar Kinder angehören. Häufig begleitete mich Manuel Tumiña, ein furchtloser Anführer der Guardia. Sprengfallen entschärfte er mit bloßen Händen, ohne je ein formelles Training erhalten zu haben.

Im November 2014 wurde er gerufen, weil sieben Milizen der FARC sich in unmittelbarer Nähe einer Schule aufhielten. Wie immer kam es zu Streit. Es war kurz nach Mittag, als Manuel Tumiña und 30 weitere Guardias entschieden, die Männer zu entwaffnen. Was unmöglich klingt, war in der Vergangenheit oft gelungen. Indem sie sich ihren Gegnern zu Hunderten gegenüberstellen, gibt es für sie kein Entkommen mehr. Doch dieses Mal kam alles anders. Es fielen Schüsse, abgefeuert vom Kommandanten der Einheit, Carlos Yatacué. Manuel Tumiña und sein Kamerad Daniel Coicué starben noch vor Ort.

Carlos Yatacué und seine Komplizen flohen in den dichten Andenwald. Unter Führung von Edgar Tumiña, dem Bruder des gerade ermordeten Manuel, begann die Guardia jetzt, die schwer bewaffneten Milizen einzukreisen. Gegen Einbruch der Dunkelheit gelang die Festnahme.

Am nächsten Morgen erfuhr ich von den Ereignissen und machte mich sofort auf den Weg ins Dorf. Ich begleitete die Angehörigen und Dorfbewohner in ihrer tiefen Trauer, fotografierte empörte, wütende Menschen und wie die Toten beige- setzt wurden.

Wenige Tage danach fand der öffentliche Gerichtsprozess statt. Nach indigenem Recht wurde Carlos Yatacué zu 60 Jahren und seine Mitstreiter zu 40 Jahren Haft verurteilt. Die Strafe mussten sie in einem staatlichen Gefängnis absitzen. Zwei Minderjährige der Einheit, der Jüngste gerade erst 14 Jahre alt, wurden noch im Gerichtssaal ausgepeitscht und zu Jugendarrest verurteilt.

Um ein Zeichen für den Frieden zu setzen, wurden dann die Waffen der Guerillakämpfer zersägt und in einem Feuer verbrannt. Das Bild von Flammen, die um den Lauf eines Sturmgewehrs und eine Pistole lodern, hielt ich für das passende Ende der Reportage, eine Mischung aus Zerstörung und Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Vier Jahre später, nachdem der Friedensvertrag zwischen FARC und Regierung 52 Jahre Bürgerkrieg offiziell beendet hatte, besuchte ich Toribío erneut. Ich wollte herausfinden, was sich seitdem verändert hatte, ob der Frieden auch hier angekommen war.

Dafür traf ich mich mit Edgar Tumiña, 38, verheiratet und Vater von vier Kindern. Er war in die Fußstapfen seines Bruders getreten und jetzt Chef der Bürgerwehr. Regelmäßig erhält er Todesdrohungen, einen Anschlag auf sein gepanzertes Auto überlebte er nur knapp.

Wir saßen in der Dämmerung auf dem Bürgersteig vor dem Cabildo, dem Rathaus der Ureinwohner. Ich fragte ihn, ob er etwas von den Verurteilten von damals wisse. Er deutete hinter sich und sagte, was ich am wenigsten erwartet hätte: „Die sitzen wieder bei uns in der Zelle.“

Unverhofft hatte sich das nächste Kapitel meiner Langzeitreportage geöffnet. Ich bat um Erlaubnis und durfte die Gefangenen am nächsten Tag fotografieren. Sie wurden aus ihrer Zelle geholt und gruppierten sich vor mir wie eine Fußballmannschaft. Mit Yatacué, ihrem Kapitän, in der Mitte. Ihre Gesichter waren gealtert, das Leben bei der Guerilla war hart, die Zeit im Gefängnis war noch härter.

Nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags hatten auch die Familien der Opfer beschlossen, den Straftätern eine zweite Chance zu geben: Im Glauben der Nasa-Ureinwohner spielen das Vergeben und die spirituelle Heilung der Gemeinschaft eine wichtige Rolle. Verantwortlich für diese Resozialisierung war kein anderer als der Chef der Guardia, Edgar Tumiña. Den Mörder seines Bruders sah er nun jeden Tag.

Es begann ein einzigartiges soziales Experiment: Die Versöhnung, die ganz Kolumbien so dringend braucht, sollte hier, unter Nachbarn beginnen. Diesen Versöhnungsprozess begleitete ich über die nächsten vier Jahre. Von Yatacué und den anderen wurde verlangt, sich reinigenden Ritualen zu unterziehen und harte Arbeit im Dienst der Gemeinschaft zu verrichten. Langsam erarbeiteten sie sich so das Recht, wieder mit ihren Familien zu leben, Teil der indigenen Gemeinschaft zu sein, einer Gemeinschaft, der sie unermessliches Leid zugefügt hatten und die ihnen aus Nächstenliebe und dem Glauben an eine bessere Zukunft eine zweite Chance gab.

Gemeinsam mit dem Stern-Autor Jan Christoph Wiechmann begleitete Jonas Wresch (* 1988) die Protagonisten vier Jahre lang bei ihrem Versöhnungsprozess. Für seine Arbeit in Kolumbien wurde Wresch international ausgezeichnet. Unter anderem nahm er an der World Press Photo Masterclass teil und erhielt das Stern-Stipendium. Seine besondere Leidenschaft besteht darin, intensiv in Gemeinschaften einzutauchen und ihre Geschichten nah und einfühlsam zu erzählen. Jonas Wresch studierte Fotografie an der Hochschule Hannover und ist seit 2012 Mitglied der Agentur Focus.

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Nachdem Guerillakämpfer der FARC 2014 zwei indigene Anführer ermordeten, wurden sie von der Gemeinschaft des Dorfes Toribío gefasst, verurteilt und ihre Waffen wurden zerstört. © Jonas Wresch / Agentur Focus

Folge 4

„Of Homage and Resistance“
Von Leoni Marie Hübner.

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Of Homage and Resistance, Tanzstudie II, Münchner Kammerspiele, 2023. © Model, Tanz: Santi Revlon, Kostüm: Johannes Geitl, Hansinger Munich, Foto: Leoni Marie Hübner / Agentur Focus. (Eine Produktion des Habibi Kiosks der Münchner Kammerspiele. In Kooperation mit dem DANCE 2023 Festival und Munich Dance Histories.)

Eigentlich sollte nur ein Teil meiner Ausstellung „Alles Auf Einmal Eins Nach Dem Anderen“ über Gender als Performance aus Saarbrücken nach München wandern. So zumindest Armin Smailovics Idee, als er Gina Penzkofer vom Habibi Kiosk meine Arbeit zeigte. Im Austausch mit Gina stellte sich dann schnell heraus, dass daraus ein umfangreiches Recherche- und Ausstellungsprojekt werden würde, das mich noch mehrere Male nach München bringen sollte und in eine kurze Residenz an den Münchner Kammerspielen mündete.

Aufhänger dafür war das DANCE Festival bzw. die darin geplanten Führungen der Munich Dance Histories zum ukrainischen gen- derfluiden Tänzer und Künstler Alexander Sacharoff (1886–1963), der als Wegbereiter und Pionier des modernen Tanzes gilt.

Der Auftakt des Projekts war dann die inspirierende Zusammenkunft von Thomas Betz, Brygida Ochaim und Barbara Galli-Jescheck der Munich Dance Histories, Gina Penzkofer vom Habibi Kiosk, Armin Smailovic von der Agentur Focus als interessiertem Vermittler, meinem Co-Residen- ten und Fotografen Francesco Giordano und mir. Ein Treffen be- geisterungsfähiger Spezialist:in- nen – im jeweils sehr eigenen Gebiet.

Dort bekamen wir einen Umriss des modernen Tanzes, der Zeit und Sacharoffs Schaffen und Leben skizziert. Kühne Thesen wurden ausgesprochen und leichte Bilder nahmen Form an.

Doch was habe ich eigentlich mit modernem Tanz oder Alexander Sacharoff zu tun? Zum einen beschäftige ich mich seit ein paar Jahren fast ausschließlich mit dem performativen Umgang und Aus- druck von Geschlecht, erst in der Mode, zuletzt in der Ballroom Culture. Zum anderen habe ich selbst lange getanzt und vom modernen Tanz als Gegenbewe- gung zum akademischen Ballett profitiert und ihn als Ausdruck für meinen Körper gefunden.

Im Zuge meiner Recherche bin ich bei Sacharoffs Herangehens- weise an seinen Tanz hängengeblieben. Wie viele seiner Zeitgenossen teilte Alexander Sacharoff eine große Begeisterung für die griechische Antike, auch wegen der genderfluiden Darstellung von Menschen. Er orientierte sich in seinem Tanz und später auch seinem gesamten Auftreten an Vasenmalereien dieser Epoche. So bestand sein Tanz nicht aus fließenden Bewegungen, sondern aus einer Aneinanderreihung fortschreitender Posen, wie sie auf antiken Vasen zu finden sind.

Weshalb mich das faszinierte? Auch die Tanzrichtung des Voguings (Ballroom Culture) orientiert sich an Bildern; in diesem Falle an Bildern von Modemagazintiteln wie der Vogue. Auch hier entstand der Tanz ursprünglich aus der Aneinanderreihung von Posen, ähnlich wie bei einem Modeshooting. Und auch die Menschen, die Voguing entwickelt haben, konnten sich nicht in den Gendernormen ihrer Gesellschaft wiederfinden.

Bei Sacharoff ist die Referenz nicht nur Hommage, sondern auch Legitimation für die eigene Kunst gewesen, einer Kunst jenseits der akademisch anerkannten, eine Legitimation, überhaupt auf eine größere Bühne gelassen zu werden.

Beim Voguing, bzw. Ballroom insgesamt, ist die Referenz ein Weg, in eine Welt der Mode und des Glamours einzutauchen, die den allermeisten Menschen der Ballroom Community verschlossen bleibt. Es geht also bei beiden nicht nur um eine Ehrerbietung gegenüber dieser Referenzkulturen. Die Hommage ist eine selbstermächtigende Neuinterpretation und wird somit auch zum Protest.

Und so entstand die Idee für das Projekt „Of Homage and Resistance“. Wenn die Herangehensweisen Parallelen aufweisen – lassen sich die Tanzrichtungen auch ästhetisch kombinieren? Gemeinsam mit dem Voguer Santi Revlon habe ich dann, basierend auf Skizzen von Alexander Sacharoff, eine Choreografie und Bilder entwickelt, die Sacharoffs Posen aufgreifen und in die Welt des Voguings transportieren. Große Bühne trifft auf Subkultur, griechische Antike auf Popkultur und Mode.

Der nächste spannende Schritt war, die von Bildern inspirierten Bewegungen zurück in Bilder zu übersetzen. Auch auf dieser Ebene ist das Projekt eine Hommage an die Zeit, an die damals entstehende Tanzfotografie, aber auch an die Malerei und das synästhetische Gesamtkunstwerk. Deshalb ließen wir uns extra ein Kostüm von Hansinger Munich anfertigen, das sowohl auf die Körperlichkeit des Tanzes als auch auf die Langzeitbelichtung der Bilder abgestimmt wurde.

Zudem habe ich sowohl die Tanzstudie als auch die Recherche- und Vorbereitungsphasen mit Santi Revlon nicht nur fotografisch, sondern auch im Bewegtbild festgehalten und ein Interview mit ihm geführt, um eine Gesamtheit und das Zusammenwirken aller Komponenten anzudeuten.

Am Ende waren sowohl Santi als auch ich sehr bewegt davon, dass sich so unterschiedliche Welten wie der (weiße) moderne Tanz in München und eine (BIPoC-)Subkultur von den Straßen Harlems in ihren Vorstellungen von Schönheit, Körperlichkeit und deren Ausdruck heute so gut verzahnen lassen.

Das Projekt wurde schließlich vom 12. bis 21. Mai 2023 im Rahmen des DANCE 2023 Festivals im Habibi Kiosk der Münchner Kammerspiele in der Doppelausstellung „Sacharoffs Vermächtnis: Interdisziplinäres Ausstellungprojekt über Queerness und Gender- fluidität im Tanz“ gezeigt. Zu sehen war dort außerdem die Arbeit „A Queen is a King, is a Quing“ des Fotografen Francesco Giordano.

Interview von Leoni Marie Hübner mit Santi Revlon
Kurze Videos zu der Produktion gibt es hier.


Leoni Marie Hübner
(*1991) arbeitet zwischen Portrait-, Mode- und Dokumentarfotografie, einer Welt, in der das Auftreten der Protagonist:innen immer eine Erzählung schafft und dennoch die Persönlichkeiten und Geschichten der Abgebildeten im Vordergrund stehen. Fragen der Zugehörigkeit und ein per- formatives Spiel mit Identität ziehen sich wie ein roter Faden durch ihre ver- schiedenen Aufträge und Projekte. Nach einem Ausflug in die Musikwissenschaft und französische Literatur studierte Marie Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Fotografie an der Muthesius Kunsthochschule Kiel und verbrachte einen Teil des Studiums an den Écoles de Condé in Paris. Von 2017 bis 2022 assistierte sie der Modefotografin Esther Haase. Leoni Marie Hübner ist seit 2021 Mitglied der Agentur Focus und lebt in Hamburg.

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Of Homage and Resistance, Probebühne Tag I, Münchner Kammerspiele, 2023. © Zeichnung: Alexander Sacharoff: Tanzstudie, aus: Der moderne Tanz, Tafel IX. Foto: © Leoni Marie Hübner / Agentur Focus

Folge 3

Vier junge Frauen in Noiva do Cordeiro.
Von Marlena Waldthausen.

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Luana, Dhaeme, Radija und Larissa schauen nach einem langen Tag zusammen eine Telenovela. Früher, solange der Priester noch über das Dorf bestimmte, gab es kein Fernsehen, kein Radio und keine Musik in Noiva do Cordeiro. Die vier jungen Frauen kennen diese Zeit nur aus den Erzählungen ihrer Mütter. © Marlena Waldthausen / Agentur Focus

Es war gegen Ende des Winters 2014, als in einem kleinen Dorf in den Hügeln in der Nähe von Belo Horizonte das einzige Telefon, das zwischen Bananenstauden verborgen in der Mitte des Dorfes stand, klingelte. Es meldete sich die Stimme eines Mannes. Er sprach aufgeregt. Doch was er sagte, konnte niemand verstehen, denn er sprach eine Sprache, die niemand im Dorf verstand.

Die kleine Gruppe Frauen, die sich um das Telefon versammelt hatte, war ratlos, als sie den Hörer wieder in die Gabel hängte. Fast nie hatte das Telefon, das im Rahmen eines Programms zur Aufwertung ländlicher Gegenden ein paar Jahre zuvor aufgestellt worden war, geklingelt. Es blieb nicht bei diesem einen Anruf. Das Telefon stand nicht mehr still. Immer waren es Männerstimmen. Fast immer in Sprachen, die niemand verstand. Sie riefen früh morgens an und abends und nachts.

Nicht lange danach trafen einige Männer im Dorf ein und zogen ihre Rollkoffer über die staubigen Straßen. Sie kamen auf der Suche nach Frauen. Einige Zeit zuvor, an einem Mittwoch Nachmittag, war ein Mann aus England zu Besuch gekommen. Unter der Woche arbeiten die meisten männlichen Dorfbewohner in der Stadt. Er hatte also bei seinem Besuch vor allem Frauen angetroffen. Als er eine von ihnen fragte, ob es denn nicht schwierig sei, in dieser abgelegenen Gegend einen Mann zu finden, meinte die: Doch, schon. Nach zwei Stunden reiste der Mann wieder ab und alles ging weiter seinen Gang. „Inside the Brazilian all-woman village desperate for men.” – „Frauendorf sucht verzweifelt heiratswillige Männer.“ So lauteten die Headlines, die zuerst in England und kurz darauf in Indien, Pakistan, Singapur und Mexiko auftauchten. Der Mann war Journalist.

Ich reiste 2016 zum ersten Mal nach Noiva do Cordeiro. Nicht um zu heiraten, sondern um zu arbeiten. Mein Portugiesisch reichte damals nur für den sehr einfachen Austausch von Informationen. Ich blieb vier Wochen. Ich lernte eine Gemeinschaft kennen, die von verzweifelten jungen Frauen auf der Suche nach Männern nicht weiter entfernt hätte sein können. Stattdessen organisieren die Frauen ihre Gemeinschaft auf eine fast schon utopische Art und Weise. Arbeit wird in Gruppen aufgeteilt. Die Frauen arbeiten in einer Nähfabrik oder auf dem Feld. Eine andere Gruppe kocht für alle zur Mittagszeit, wieder eine andere unterrichtet die größeren und spielt mit den kleineren Kindern. Alte und kranke Menschen werden reihum gepflegt. Alle verdienen das Gleiche. Wenn jemand anbauen muss, weil das Haus zu klein geworden ist, versammeln sich am Wochenende alle, die Kraft und Zeit haben und legen gemeinsam Hand an.

Unstimmigkeiten werden nicht vor Gericht geklärt, sondern in langen Gesprächen. Homosexualität ist so normal wie Heterosexualität. Es leben etwa 300 Menschen in Noiva. Frauen, Männer und Kinder. Doch es sind die Frauen, die das Leben in der Gemeinschaft vornehmlich organisieren und es gestalten. Ein modernes Matriarchat könnte man sagen. Das war nicht immer so. Ende des vorletzten Jahrhunderts wurde eine junge Frau nicht von ihrem Mann, sondern von ihrem Liebhaber schwanger. Zur damaligen Zeit war das ein Skandal, der zur Folge hatte, dass die Frau und ihr Liebhaber auf ein entlegenes Stück Land zwischen Hügeln verbannt wurden und sie und ihre Nachkommen bis in die vierte Generation von der katholischen Kirche exkommuniziert wurden. Die beiden bekamen noch viele weitere Kinder und so begann die Geschichte von Noiva do Cordeiro.

Als in den 50er Jahren ein strenger evangelikaler Priester auf das Dorf stieß, in dem noch immer die meisten Menschen exkommuniziert waren, sah er seine Chance und ließ sich dort nieder, heiratete ein 16- jähriges Mädchen und bekehrte das Dorf. Mehr noch: Er errichtete ein strenges evangelikales Regime. Kleider mussten Handgelenke und Knöchel bedecken, es musste gefastet und mehrmals am Tag gebetet werden. Es gab keine Verhütung, keine Musik, kein Radio. 3 seiner 14 Kinder starben, weil er der Überzeugung war, Gott sei der beste Arzt. Die Männer konnten keine Arbeit außerhalb des Dorfes finden, weil sie so oft beten mussten, dass niemand sie anstellen wollte. Die Frauen gebaren ein Kind nach dem anderen. Das Dorf verarmte und litt Hunger. Es war Anfang der 90er Jahre und der Priester inzwischen alt geworden, als seine Frau Delina es nicht mehr aushielt und sich wehrte. Sie setzte das Fasten aus. Und darauf wiederum folgte eine kleine Revolution: Die Kirche wurde abgerissen, auf dem Grund eine Bar errichtet. Es gab Musik, Tanz und Alkohol.

Delina, die sah, wie die neue Freiheit viele überforderte, machte einen Vorschlag: Wer Geld hatte, sollte Geld geben, wer Zeit hatte, Zeit, wer Saatgut hatte, das Saatgut, um gemeinsam anzubauen und zu leben. Gemeinschaftlich, ohne Verbote. Die Männer fanden unter der Woche Arbeit in der Stadt. Für sie war es sicherer außerhalb des Dorfes. Die Frauen blieben mit den Kindern im Dorf, bestellten dort die Felder und gründeten eine kleine Nähfabrik. „Wir waren es leid. Alle wollten die Veränderung“, sagt Nego, einer der Söhne Delinas. Was von innen sehr willkommen war, schürte außerhalb des Dorfes Gerüchte. Noiva hatte stets einen schlechten Ruf gehabt. Zuerst war es das Dorf der Ehebrecherin gewesen, dann das der Evangelikalen in einer katholischen Region.

Und nun, da unter der Woche vorwiegend Frauen gesehen wurden, die sich noch dazu die meiste Zeit in einem großen Haus in der Mitte des Dorfes aufhielten und am Wochenende Männer ins Dorf fuhren, konnte das nur bedeuten, dass Noiva ein riesiges Bordell war. Die Kinder wurden in der Schule ausgegrenzt, die Dorfbwohner:innen beim Arzt nicht behandelt. Leute hielten Abstand, sobald sie erfuhren, woher die Frauen kamen, als hätten sie eine ansteckende Krankheit. Es ist fast schon ironisch, dass ausgerechnet eine falsche Schlagzeile über heiratswillige Frauen auf der Suche nach Männern der erste Schritt zur Veränderung war. Nicht nur heiratswillige Männer wurden auf das Dorf aufmerksam. Immer mehr Menschen interessierten sich für die besondere Gemeinschaft. Zuerst die in fernen Ländern, dann die in anderen brasilianischen Bundesstaaten und schließlich auch die Menschen in der Region. Für die Frauen ist klar: Jeder und jede ist willkommen. Wer so viel grundlose Ablehnung erfahren hat, der soll es anders machen.

Es überrascht daher nicht, dass niemand im Dorf dem Journalisten, der an diesem einen Mittwoch Nachmittag zu Besuch gekommen war, böse ist. Er hat die Unwahrheit geschrieben. Aber für die Frauen in Noiva do Cordeiro war es der Anfang vom Ende der Isolation. Auch ich hätte wahrscheinlich ohne diese Schlagzeile nie von Noiva do Cordeiro gehört. Als ich mich 2016 verabschiedete, schaute ich in skeptische Gesichter, als ich sagte: Vielleicht komme ich wieder. Seit ich zwei Jahre später zurückkam, hat niemand mehr Zweifel. „Wer einmal zurückkommt, der kommt immer wieder.” Damit haben sie Recht behalten.

Marlena Waldthausen (*1987) arbeitet im Auftrag für nationale und internationale Medien. In ihren persönlichen Projekten setzt sie sich auf einfühlsame Weise mit Geschlechter- und Machtverhältnissen auseinander. Ihre Arbeiten wurden international veröffentlicht, ausgezeichnet und ausgestellt.

Folge 2

Wärmebilder in der Energiekrise.
Von Florian Manz, Julius Schrank und Lucas Wahl.

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Wärmebildaufnahme von einem Zementwerk in der Nähe von Hannover. 10. Januar 2023. © Florian Manz, Julius Schrank, Lucas Wahl / Agentur Focus

„Wir befinden uns in einem Energie-Krieg um Wohlstand und Freiheit“, sagte Christian Lindner im Herbst letzten Jahres. „Die Energiekrise droht sich zu einer Wirtschafts- und sozialen Krise auszuwachsen“, erklärte Wirtschaftsminister Robert Habeck. Um diese abzuwenden, beschloss die Regierung eine Gaspreisbremse, die Olaf Scholz als „Doppel-Wumms“ bezeichnete und beschwichtigte: „Wir werden durch diesen Winter kommen.“

Mit diesen Aussagen im Kopf machten wir uns im Januar dieses Jahres auf eine Reise durch die Republik.Unser Ziel war es, die deutsche Energiekrise visuell zu erfassen. Doch wie können wir etwas fotografieren, was nicht sichtbar ist? Die Technologie der Wärmebild-Fotografie war uns bis zu unserer Vorab- Recherche fremd, doch schnell wurde klar, dass wir dieses Projekt mit eben diesem Medium am sinnvollsten umsetzen können. Diese Technologie, auch als Thermografie oder Infrarotfotografie bekannt, hat ihre Wurzeln in den frühen 1920er-Jahren. Sie wurde von Wissenschaftler:innen im Bereich der Elektrotechnik und der Physik entwickelt, um Infrarotstrahlen sichtbar zu machen.

Es dauerte jedoch mehrere Jahrzehnte, bis die Technologie ausgereift war und sie kommerziell genutzt werden konnte. Heutzutage hat die Wärmebild- Fotografie Anwendungen in vielen Bereichen gefunden, darunter Gebäudeinspektionen, Elektronikund Maschinenprüfung, Jagd- und Naturbeobachtung und sogar in der medizinischen Diagnostik. Und nun setzten wir ein fotojournalistisches Projekt mithilfe dieser Technologie um. Das Projekt wurde aus konzeptionellen und visuellen Gründen sowohl aus der Luft als auch vom Boden aus fotografiert. Während der Vorbereitung des Projektes und der damit verbundenen Recherche nach dem richtigen Equipment mussten wir leider feststellen, dass die spezielle Visualität der Wärmebild-Fotografie ihren Tribut bei der Auflösung fordert.

Wir liehen uns eine Drohne mit einer Kamera, die etwa Megapixel auflöste sowie eine weitere Kamera, die immerhin einen ganzen Megapixel schaffte, allerdings zu einem Listenpreis von ca. 50.000 €. Das Bild oben zeigt ein Zementwerk der Holcim AG, aufgenommen in Niedersachsen. Die Herstellung von Zement, der gemischt mit Sand, Kies und Wasser zu Beton verarbeitet wird, ist enorm energieaufwändig und steht an dieser Stelle für den Energiehunger der deutschen Industrie. So verbrauchte der deutsche Chemiekonzern BASF am Standort Ludwigshafen im Jahr 2021 allein so viel Gas wie die gesamte Schweiz.

Für dieses Projekt fotografierten wir zahlreiche industrielle Orte mit hohem Energieverbrauch. Wie zum Beispiel Stahlwerke, Chemieparks und Kläranlagen. Zudem nahmen wir Sektoren auf, die die Energie zwar nicht in einem vergleichbar großen Stil verbrauchen, jedoch von der Energieknappheit bedroht schienen: Privathaushalte und öffentliche Gebäude oder Freizeiteinrichtungen wie Einkaufszentren oder Spaßbäder.

Die Fotografen Florian Manz, Julius Schrank und Lucas Wahl kennen sich seit ihrem gemeinsamen Studium an der Fachhochschule Hannover. Bereits 2009 gründeten sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Lene Münch das Kollektiv25. In den letzten Jahren fokussieren sich die drei in eigenen sowie gemeinsamen Projekten immer mehr auf Klima- und Umweltthemen und experimentieren dabei mit neuen Technologien. Manz, Schrank und Wahl fotografieren, filmen, fliegen mit Drohnen und arbeiten mit 360°-Kameras, um interaktive Erlebnisse zu erschaffen. Gemeinsam ergründen sie, wie mit Hilfe neuer Technologien Geschichten erzählt werden können.

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Making-of: Lucas Wahl lässt eine Drohne fliegen, 2023. © Florian Manz, Julius Schrank, Lucas Wahl / Agentur Focus

Folge 1

Natalja Woitenko und ihr neues
und altes Leben in und nach Irpin.
Von 
Sebastian Backhaus.

Ukraine
Natalja Woitenko am 5. März 2022 auf der Flucht zwischen Irpin und Kiew, Ukraine. © Sebastian Backhaus / Agentur Focus

In den Tagen vor dem 4. März 2022 war die Stimmung in einer Wohnung eines 14-stöckigen Plattenbaus in Irpin, einem Vorort von Kiew, von Diskussionen dominiert: Gehen oder bleiben, flüchten oder das Zuhause beschützen? Eine Frage, mit der sich in den vergangenen Jahrzehnten besonders Familien im Mittleren Osten befassen mussten, aber lange nicht mehr mitten in Europa. Flüchten wollte Natalja Woitenko, bleiben ihr 18-jähriger Sohn Michail. Doch der 4. März und das, was vor dieser Wohnung passierte, beendete die Diskussionen. Sie entschieden sich, gleich am nächsten Morgen ihre Wohnung Richtung Kiew zu verlassen: „Es war so fürchterlich, allein nur in der Wohnung zu sein, überall flogen Hubschrauber herum, Granaten schlugen im Sekundentakt ein … Bombardierungen … du konntest nicht voraussagen, was im nächsten Moment passieren würde, konntest nicht wissen, ob unsere Wohnung als Nächstes getroffen würde.“

Am Morgen des 5. März fielen im Gebäude Strom, Wasser und Gas aus und dann das Internet. Natalja und ihr Sohn verließen mit wenigen Taschen und ihrem Hund ihre Wohnung und ihr Leben, wie sie es bisher kannten. Viktor, Nataljas Ehemann, und ihr älterer Sohn Hleb, beide mit Militär - erfahrungen, analysierten im Vorfeld, dass Putin mit seinen Truppen über Irpin versuchen werde, Kiew zu erreichen. Eine massive Brücke, die über den gleichnamigen Irpin- Fluss führte, wäre der ideale Weg gewesen. Um das zu verhindern, sprengte die ukrainische Armee diese Brücke und bildete so auch ein Fluchthindernis für die BewohnerInnen. Über diese Trümmer mussten nun Tausende in Panik klettern, um in das rettende Kiew zu gelangen, während die russische Armee ihre Raketen auch auf diese Fluchtroute steuerte und dabei Menschen tötete, die versuchten, ihr Leben zu retten. Diese Brücke liegt 3 km von Nataljas Wohnung.

Beim Verlassen ihres Wohnblocks bieten andere Flüchtende ihr einen Platz in ihrem Auto an. Doch ihr Sohn Michail und der Hund müssen es zu Fuß schaffen. Natalja erreicht als Erstes die Trümmer der Brücke. Es ist so voll, dass sich unter dem Getöse der Kampfhandlungen, aber unter dem Schutz noch stehender Brückenelemente hunderte Menschen stauen und darauf warten, den schmalen Notsteg zu queren, der aus Brettern über zerborstenen Stahlbeton und über die Strömung des Flusses führt. Meine Kollegin Johanna-Maria Fritz und ich hatten an dieser Stelle gearbeitet, wahlweise fotografiert oder flüchtenden Menschen geholfen, die Trümmer zu überqueren. Irgendwann beschlossen wir, den Ort zu verlassen, müde und durchgefroren von Kälte und Anspannung dieser Tage. Wir bewegten uns vom Irpin- Fluss hoch zur Straße, die nach Kiew führte, als wir Natalja trafen, gefangen in einem Schock. Wir nahmen ihr etwas von ihrem Gepäck ab, schleppten es hoch.

Oben an der Straße angekommen, hielt sie in Panik Ausschau nach Sascha. Der Patenonkel ihres Sohnes Michail, der versprochen hatte, sie und ihren Sohn hier abzuholen. Sascha war aber nicht da. Explosionen schallten herüber, Rauch stieg über Irpin in den Himmel. Das war der Moment, wo dieses Foto entstand. Am folgenden Tag, an selber Stelle, traf ein russisches Artilleriegeschoss eine flüchtende Familie und tötete eine Mutter und ihre beiden Kinder. Ein denkbar ungünstiger Ort, um auf eine Abholung zu warten. Wenige Augenblicke später erschien dann Sascha mit seinem Wagen. Natalja und er fielen sich in die Arme, schluchzend vor Erleichterung oder aber Verzweiflung – Emotionen, die an diesem Tag für so viele Menschen Irpins so nah beieinander lagen. Ihr Sohn Michail kam Minuten später mit dem Hund über die Trümmer geklettert. So konnten sie gemeinsam in das verhältnismäßig sichere Kiew flüchten. Mir war es in dieser panischen Situation nicht möglich, nach dem Kontakt von Natalja zu fragen.

Doch konnte ich ihren Blick nicht vergessen, der so viel widerspiegelt, was Krieg ausmacht. Noch einen Monat nach ihrer Flucht wurde weiter um Irpin gekämpft, bis die Angreifer aufgaben. Erst Monate später gelang es mir von Berlin aus, Natalja ausfindig zu machen und so konnte ich sie am 18. Dezember 2022 in Irpin wieder treffen. Bei meiner Ankunft, auf dem Weg zu einem Café, das Natalja als unseren Treffpunkt festlegte, weht ein eisiger Wind durch die teils renovierte Innenstadt. Das Rattern von Stromaggregaten schallt durch die Straßen, ein Weihnachtsbaum steht vor einem Gebäude, in dem die Scheiben fehlen und dessen Fassade von einem Brand verrußt ist. Natalja erzählte mir von dem Frühling nach ihrer Flucht im Exil, als sie zusammen mit ihrer Familie in der Kiewer Wohnung ihres ältesten Sohnes Hleb untergekommen war. Im ersten Monat konnte sie von dort die Kämpfe in ihrer Heimatstadt sehen; sie sah, wie die Rauchfahnen über Irpin aufstiegen. Ihr Mann hatte sich gleich zu Ausbruch des Krieges beim Militär gemeldet und war vorerst in einem Militärbüro in Kiew beschäftigt. Natalja nimmt im Mai ihre Arbeit als Musikpädagogin an einem Irpiner Kindergarten wieder auf. Im Juni zieht sie gemeinsam mit Michail zurück nach Irpin. Ihre Wohnung blieb verschont vom Krieg. Aber ihre Familie nicht: Viktors Einheit erhält einen Marschbefehl, wird an die Front verlegt.

Sie verabschieden sich, ohne zu wissen, dass es ein Abschied für immer sein wird. Sie konnten zwar hin und wieder telefonieren, aber Viktor war es verboten zu erwähnen, wo er war. Einmal erwähnt Viktor, dass er für einige Tage nicht zu erreichen sein werde, sich dann aber wieder melde, wenn es ihm möglich sei. Am 4. August meldete sich ein Kamerad bei ihr: Ihr Mann wurde in der Nähe von Issum getötet. Eine russische Rakete hatte die Position seiner Einheit getroffen. Natalja wohnt nun wieder in Kiew. Es sei nicht leicht für sie, in ihre Irpiner Wohnung zurückzukehren. Es sind die Energieausfälle, die es schwer machen, in Irpin zu wohnen, aber mehr noch die Erinnerungen an das alte Leben, mit denen ihre Wohnung in Irpin gefüllt ist. „Das Leben geht weiter. Ich lerne ohne meinen Mann zu leben, unsere Söhne lernen ohne ihren Vater zu leben“, sagt sie, doch der Ton ihrer Stimme meint vielleicht eher, dass es noch ein weiter Weg ist, um das zu lernen.

Sebastian Backhaus (*1979) hat das Fotografieren autodidaktisch in den Nachwirren des Arabischen Frühlings in Kairo gelernt. Vorher arbeitete der gelernte Sozialpädagoge und MBA in der Kinder- und Jugendhilfe. Sebastian ist vorwiegend auf den Nahen Osten spezialisiert. Neben der direkten Kriegsberichterstattung geht er fotografisch folgenden Fragen nach: Wie gestaltet sich das Leben und Überleben abseits der Frontlinien? Wie bringt sich die Zivilgesellschaft ein, wenn staatliche Strukturen versagen? Wo sind Hoffnungsschimmer im Kriegselend zu finden, die bei einer Stabilisierung helfen könnten?

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Natalja Woitenko am 18. Dezember 2022 in einem Café in Irpin, Ukraine. © Sebastian Backhaus / Agentur Focus

Portfolios von Sebastian Backhaus, Lucas Wahl, Julius Schrank und Florian Manz

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