WAITING FOR MAHDI

Serie - Freies Projekt

Waiting of Mahdi
Sefideh, eine Zahnarzthelferin, schaut auf einen Vorort von Teheran.

Muhammad ibn Hasan al-Mahdi ist nach islamischem Glauben der zwölfte, der verborgene
Imam und wird als solcher von der Mehrheit der iranischen Schiiten anerkannt. Seit
seinem Verschwinden vor rund tausend Jahren glauben seine Anhänger, darunter auch
die heute herrschende Geistlichkeit, an die Rückkehr ihres Erlösers, der die Erde von
allem Bösen befreien wird.
Die iranische Verfassung erkennt den Mahdi als das eigentliche Staatsoberhaupt an,
während die Geistlichen lediglich als seine Statthalter fungieren, bis zu seiner
prophezeiten Wiederkehr. Das Warten darauf ist im Iran zum Alltag geworden, auch wenn
die Bevölkerung weniger auf Erlösung wartet als auf eine Neugestaltung ihrer
Lebensrealität und erweiterte Möglichkeiten zur freien Selbstverwirklichung für sich und
das Land.
Die demografische Struktur des Iran ist von einer jungen Bevölkerung geprägt. Viele
Iraner sind jünger als die islamische Revolution, die sich vor mehr als vier Jahrzehnten
ereignete. Sie ist in ihrem Weltbild sehr liberal geprägt, strebt nach Selbstbestimmung
und zeigt Offenheit sowie ein aktives Interesse an Wissen über die Welt außerhalb ihres
Landes.
Kulturelle, wirtschaftliche und soziale Reformen werden jedoch aufgrund der
festgefahrenen politischen und gesellschaftlichen Überzeugungen einer mächtigen
Minderheit stark eingeschränkt. Dies lässt vielen jungen und gut ausgebildeten Menschen
keine andere Wahl, als schweren Herzens ihre Heimat zu verlassen und auszuwandern.
Dieser Stillstand in allen Bereichen der iranischen Gesellschaft ist genau das, worauf sich
der ironische Titel “Waiting for Mahdi” bezieht.

Waiting of Mahdi
Portrait von Nima und Ali im Friseursalon in der Nähe des Urmias Salzsee
Waiting of Mahdi
Eine kleine Insel im Persischen Golf. In den 1970ern vom Schah zum luxuriösen Urlaubsresort mit Grand Casino und Concorde-Flughafen ausgebaut. Als "persische Riviera" für die internationale Elite konzipiert. Nach der Islamischen Revolution 1979 Wandel zur Freihandelszone. Heute wichtiges Handelszentrum und beliebtes Urlaubsziel für Iraner mit lockereren Gesetzen als auf dem Festland.
Waiting of Mahdi
Die Ruinen von Persepolis, eine der Hauptstädte des antiken persischen Reiches. Alexander der Große zerstörte die Stadt 330 v. Chr. Heute gilt diese Stätte vielen Iranern als Symbol ihrer einstigen mächtigen Zivilisation.
Waiting of Mahdi
Mahsas Wohnung Wochen nach dem Tod ihres Vaters. Das Porträt an der Wand zeigt den Verstorbenen, der bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Laut WHO gehört Iran mit jährlich über 16.000 Verkehrstoten zu den Ländern mit den höchsten Todesraten im Straßenverkehr
Waiting of Mahdi
Ein orangefarbener Peykan-Taxi. Dieses erste eigenständig in Iran hergestellte Auto wurde bis Anfang der 2000er Jahre von Iran Khodro produziert. Technisch simpel, minimalistisch im Design und günstig zu erwerben, ist der Peykan Teil des kollektiven iranischen Gedächtnisses. Wahrscheinlich hat jede Person eine Anekdote zu diesem Fahrzeug zu erzählen.
Waiting of Mahdi
Ein afghanischer Tankstellenangestellter in der Nähe von Bam (Südost-Iran). Im Iran leben Millionen Afghanen und Menschen afghanischer Abstammung als Flüchtlinge, Gastarbeiter oder seit mehreren Generationen Beheimatete. Viele von ihnen haben als Illegale wenig Rechte und werden oft als Menschen zweiter Klasse behandelt.
Waiting of Mahdi
Touraj, ein junger Medizinstudent, auf seinem Motorrad vor einem Imam-Reza-Denkmal. Während des Iran-Irak-Krieges wurde das Gebiet im Zuge der irakischen Besatzung nahezu vollständig zerstört. Ich selbst kam am 08.09.1981, fast ein Jahr nach Kriegsbeginn, in Khorramshahr zur Welt.
Waiting of Mahdi
Amin in seine Garage.
Waiting of Mahdi
Sijamak. Ein Wachmann am Busbahnhof auf der Autobahn zwischen Karadsch und Teheran
Waiting of Mahdi
Ein zerbrochener Bordstein.
Waiting of Mahdi
Autowrack
Waiting of Mahdi
Mahsa wenige Tage nach dem Tod ihres Vaters.
Waiting of Mahdi
Chayyām Kiosk, Karadsch / Iran: Ein Kiosk namens „Chayyām" in den Hügeln nahe Karadsch. Omar Chayyām, einer der bedeutendsten persischen Mathematiker und Dichter, verfasste die „Algebra von Omar Chayyām". Sein Werk repräsentiert eine Blütezeit, in der die persische Kultur und Wissenschaft weltweit führend waren.

Weiter Portfolios von Pujan Shakupa

Pujan Shakupa, geboren 1981 in Khorramshahr, Iran, ist freiberuflicher Fotograf und Filmemacher mit Sitz in Berlin. In seinen fotografischen Arbeiten verschmelzen Elemente aus Kunst, Dokumentation und Fiktion zu einem eigenen Ausdruck.
Seine Arbeiten sind durch eine Verbindung verschiedener Fachgebiete gekennzeichnet, in denen unterschiedliche Disziplinen geschickt miteinander verwoben werden. Shakupas vielseitiges Interesse an gesellschaftlichen, politischen und psychologischen Themen wurde maßgeblich durch sein Studium der Kulturanthropologie, Politologie und Psychoanalyse in Frankfurt am Main geprägt, bevor er sich seiner Ausbildung als Fotograf und Filmemacher zuwandte.
In seinen scheinbar beiläufig wirkenden Motiven, die jedoch mit viel Liebe zum Detail und sorgfältiger Komposition entstehen, verbirgt sich oft ein Zwiegespräch über Heimat,
Zugehörigkeit und die Entfremdung des Menschen von sich selbst und seiner Gesellschaft. Dabei versucht Shakupa stets, neue Kontexte zu erschaffen und allgemein gültige Denkkonstruktionen infrage zu stellen.
Als Filmemacher entwickelt Pujan Shakupa gemeinsam mit Stefan Stark unter dem Namen Stark & Shakupa einfühlsame künstlerische Dokumentationen und Porträts über Kunst, Leben, Musik und Wissenschaft. Das Duo visualisiert und veranschaulicht abstrakte Geschäftskonzepte und schafft ästhetisch ansprechende Darstellungen von Arbeitsabläufen in Kultur, Kunst, Handwerk und Industrie. Stark & Shakupa übernehmen bei ihren Projekten vielfältige Aufgaben: Sie drehen, leiten kreativ, schneiden und führen Farbkorrekturen durch.

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