Fotograf*innen

Armin Smailovic

Reportage

ANGST

Der Boxweltmeister Andreas Sidon ist 50 Jahre alt, und seine Ärzte warnen ihn: Beim nächsten Kampf könnte er sterben. Aber Sidon will der Welt zeigen, dass er lebt.

Ein Boxkampf ist ein Ereignis, das die Menschen oft zu etwas Größerem machen als zu einem Boxkampf. Vitali Klitschko läuft begleitet von Feuerwerk in den Ring, Arthur Abraham lässt sich mit einer Krone auf dem Kopf fotografieren. Die Boxer nennen sich Dr. Eisenfaust, Iron Mike oder The Greatest. Andreas Sidon nennt sich Andreas Sidon.

An einem Abend in Las Vegas legte sich Sidon den Weltmeistergürtel über die Schulter und ging in ein Casino. "What kind of belt is that?", fragten die Amerikaner. Sidon sagte: "Heavyweight champion of the world." Eine Frau streichelte seinen Bizeps.

Sidon zahlte 20 Dollar, um eine Woche lang in Johnny Tocco's Gym trainieren zu dürfen. Mehrere Weltmeister trainierten dort in der Vergangenheit, jetzt boxen im Gym vor allem junge, leichte Boxer, neben denen Sidon mit seinem massigen Oberkörper und den kurzen Armen aussieht wie ein Tyrannosaurus Rex, der auf wundersame Weise überlebt hat.

Boxer altern normalerweise schneller als andere Menschen. Mike Tyson wurde Weltmeister mit zwanzig. Mit dreißig lassen bei manchen Kämpfern die Reaktionen nach. Mit vierzig eröffnen ehemalige Profis ihr eigenes Boxstudio. Mit fünfzig erzählen sie von der guten alten Zeit, haben Parkinson oder sind Alkoholiker. Sidon boxt mit fünfzig um die Weltmeisterschaft im Schwergewicht.

Textauszüge: Takis Würger/Der Spiegel

Andreas Sidon – Boxer, Las Vegas (USA) und Gießen, 2013.
Ausgezeichnet mit dem Hansel-Mieth Preis Grand Prix 2014
.

Spiegel TV Reportage. 24min, 2013
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Armin Smailovic

München / Sarajevo

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Armin Smailovic studierte an der Bayerischen Staatslehranstalt für Photographie in München. Er hatte seinen ersten Job während des Krieges in Kroatien 1991-95. Seitdem beschäftigt sich seine dokumentarische Arbeit intensiv mit den Post-Konflikt Gesellschaften und ihren politischen spöätfolgen. Neben seinen fotografischen Projekten und Aufträgen hat Armin als Co-Regisseur zwei Theaterstücke, basierend auf seinen Dokumentarprojekten "Srebrenica - I counted my remainng life in seconds..." (Premiere 2015) und "Atlas der Angst" (Premiere 2017) im renommierten Thalia Theater in Hamburg auf die Bühne gebracht.

Seine Reportage- und Porträtarbeiten wurden unter anderem sechsmal beim Hansel Mieth Award (2010, 3x 2014, 2017, 2020) ausgezeichnet, darunter der Grand Prix 2014, den Preis der Stadt München für herausragende fotografische Leistungen erhielt er auch 2014 und den LEAD AWARD (Silbermedaille) für die beste Reportage 2010 und für die beste Porträtarbeit (Silbermedaille) 2013, sowie den 09. Marler Media Award für Menschenrechte 2016 der deutschen Sektion von Amnesty International.

Er ist 2010 Gründungsmitglied des „Fotodoks“ -Festivals für Dokumentarfotografie in München und war bis 2017 Co-Kurator. Von April 2017 bis Februar 2019 unterrichtete er Dokumentarfotografie an der Fachhochschule Bielefeld. Er ist 2020 Gründungsmitglied der Agentur Focus – Die Fotograf*innen. Er lebt zwischen München und Sarajevo.

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