Fotograf*innen

Armin Smailovic

Reportage

SPIEL MIT
DEM TOD

Reportage Serie

Milo Rau sitzt in der Altstadt von Mossul an der Al-Nuri Moschee. Mossul, Irak.
Blick auf die Al-Nuri-Moschee, von der aus die Terrororganisation »Islamischer Staat« 2014 das »Kalifat« ausrief und die sie auf dem Rückzug aus Mossul sprengte. Unten links im Sessel: Milo Rau.

”Spiel mit dem Tod” — Milo Rau ist Europas radikalster Theatermacher. In der zerbombten Stadt Mossul im Irak dreht er Szenen für ein neues Theaterstück. Für seine Kunst sucht er nach der Realität. Aber in Mossul ist die Realität lebensgefährlich.

Das Mord, Blut, Rache. Endlos. Agamemnon opfert seine Tochter Iphigenie, seine Frau Klytaimnestra tötet ihn und wird wiederum vom eigenen Sohn ermordet. Ist das wirklich der Gründungsmythos der westlichen Zivilisation? Der Schweizer Regisseur Milo Rau, vielfach preisgekrönt, verbindet in Orestes in Mossul antike Tragödie mit aktuellen politischen Konflikten. Mit einem internationalen Ensemble inszeniert er eine Orestie unserer Zeit, geprobt und inszeniert in Europa und im Irak. Und fragt: Ist es möglich, die scheinbar nicht endende Kette der Gewalt zu durchbrechen?

Armin Smailovic und Gabriella Herpell (SZ Magazin) wurden für diese Arbeit beim Hansel-Mieth Preis 2020 ausgezeichnet.

Proben und Filmaufnahmen zu Orestes in Mossul.
In der vom IS zerstörten Kunstakademie von Mossul dreht Milo Rau (links, rauchend) mit seinem Team und irakischen Schauspielschülern eine Szene für sein Theaterprojekt „Orestes in Mossul“. Mossul, Irak, 2019.
Proben und Filmaufnahmen zu Orestes in Mossul.
Orest (Duraid Abbas Ghaieb, Mitte links) und Pylades (Risto Kübar, Mitte rechts) bei einer Szene. Die irakischen Schauspielschüler spielen die Rachegöttinnen.
Milo Rau, Regisseur
Milo Rau, Regisseur, in Mossul.
Proben und Filmaufnahmen zu Orestes in Mossul, Irak.
In dieser Szene hat Orest seine Mutter und ihren Liebhaber ermordet. An der Oud: Schauspiellehrer Suleik Al Khabbaz.
Marijke Pinoy, Schauspielerin
Marijke Pinoy, Schauspielerin, in Trümmern von Mossul. Dieses Foto war die Inspiration für Armins Serie „Condolence – Portraits“.
Duraid Abbas Ghaieb, Schauspieler
Duraid Abbas Ghaieb, Schauspieler, in Mossul.
Proben und Filmaufnahmen zu Orestes in Mossul. Bert Luppes bei der Erschiessungszene zu Orestes In Mossul, Irak.
Erschiessungsszene mit Bert Luppes, Susana Abdulmajid und Schauspielschülern. Im Workshop am Tag zuvor wurde diskutiert, ob die Opfer, kurz bevor sie erschossen werden, noch zurückzucken oder nicht.
Milo Rau denkt über eine Szene nach. Mossul, Irak.
Milo Rau im Café des Hotels, zum Drehort umfunktioniert. Agamemnon und Kassandra werden hier mit Klytaimnestra und Aigisthos zu Abend essen, eine klassische Theaterszene.
Moritz von Dungern, Kameramann
Moritz von Dungern, Kameramann, in Mossul.
Proben und Filmaufnahmen zu Orestes in Mossul. Susana Abdulmajid mit irakischen Kindern beim Dreh. Mossul, Irak.
Eine der Szenen, die die Realität in Mossul ins Stück bringt: Susana AbdulMajid mit Kindern, die sie bei den Dreharbeiten kennenlernt.
Marijke Pinoy und Johan Leysen mit irakischen Schauspielstudenten
Marijke Pinoy (rechts) und Johan Leysen (2. von rechts) mit irakischen Schauspielstudenten bei einer Vorprobe für einen Videodreh. Täglich gab es Wokshops bei denen die jungen Talente gefördert wurden.
Marijn Vlaeminck, Bühnen- und Tontechniker
Marijn Vlaeminck, Bühnen- und Tontechniker, in Mossul.
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Auf Homosexualität stand unter dem IS der Tod: Die Reste des Hochhauses, von dem die Dschihadisten mutmaßliche Homosexuelle herunterstürzten. Junge Männer sammeln in den Trümmern Metall.
Das Team um Milo Rau bei Proben und Filmaufnahmen zu Orestes in Mossul in den Trümmern in der Altstadt. Mossul, Irak.
Ein Teil des Teams nach Dreharbeiten in einem zerbombten Haus in der Nähe der Al-Nuri-Moschee. Die Menschen, auf die man trifft, sind offen, großzügig und erzählen sofort ihre Kriegsgeschichten. Fixer Sadar (2. rechts) dolmetscht.
„Neuntens: Mindestens eine Produktion pro Saison muss in einem Krisen- oder Kriegsgebiet ohne kulturelle Infrastruktur geprobt oder aufgeführt werden.“, aus dem Genter Manifest von Milo Rau. Foto: Titelseite des SZ Magazin
Noemi Suarez Sanchez:, Produktionsassistentin
Noemi Suarez Sanchez, Produktionsassistentin, in Mossul.
Susana Abdulmajid, Schauspielerin
Susana Abdulmajid, Schauspielerin, in Mossul.
Das Team um Milo Rau bei Proben und Filmaufnahmen zu Orestes in Mossul in den zerstörten Räumen der Kunstakademie von Mossul, Irak.
Das Team um Milo Rau bei Proben und Filmaufnahmen zu Orestes in Mossul in den zerstörten Räumen der Kunstakademie von Mossul, Irak.

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Armin Smailovic widmet sich in seinen dokumentarischen Arbeiten vor allem Gesellschaften in Krisen- und Kriegsgebieten und deren politischen Folgen. Seine Projekte und Aufträge/Reportagen tragen eine eigene fotografische Handschrift und werden in renommierten Magazinen wie SZ Magazin, Zeit Magazin, Der Spiegel und auch in größer angelegten Serien/Büchern für Institutionen wie die UN veröffentlicht. Konzeption und Ideenfindung sind seine Stärken. So brachte Armin Smailovic als Autor und Co-Regisseur auch zwei Theaterstücke, basierend auf seinen dokumentarischen Werken zu "Srebrenica - I counted my remaining life in seconds…" (Premiere 2015) und "Atlas der Angst" (Premiere 2017) am renommierten Thalia Theater in Hamburg auf die Bühne.

Armins Reportage- und Porträtarbeiten wurden unter anderem sechsmal beim Hansel Mieth Preis (2010, 3x 2014, 2017, 2020) ausgezeichnet, darunter der Grand Prix 2014 für “Angst“, den Preis der Stadt München für herausragende fotografische Leistungen erhielt er auch 2014 und den LEAD AWARD (Silbermedaille) für die beste Reportage 2010 und für die beste Porträtarbeit (Silbermedaille) 2013, sowie den 09. Marler Media Award für Menschenrechte 2016 der deutschen Sektion von Amnesty International. Er ist 2010 Gründungsmitglied des „Fotodoks“ -Festivals für Dokumentarfotografie in München und war bis 2017 Co-Kurator. Von April 2017 bis Februar 2019 unterrichtete er Dokumentarfotografie an der Fachhochschule Bielefeld. Er ist 2020 Gründungsmitglied der Agentur Focus – Die Fotograf*innen.
Er lebt zwischen München und Sarajevo.


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